Ralph Denk im Exklusiv-Interview: Das sind die Nachwuchs-Pläne von Bora und Red Bull (2024)

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Von: Thomas Neumeier

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Ralph Denk im Exklusiv-Interview: Das sind die Nachwuchs-Pläne von Bora und Red Bull (1)

Ralph Denk, Teamchef des Worldtour-Rennstalls BORA-hansgrohe, setzt schon immer auf die Förderung des Radsport-Nachwuchses. Im exklusiven Interview mit der OVB-Sportredaktion spricht er über seine Visionen zur Talentförderung und die Zukunft des Radsports.

Raubling – Den Radsport-Nachwuchs zu entwickeln, das hat sich Ralph Denk schon immer auf die Fahnen geschrieben. Der Teamchef des Profi-Rennstalls BORA-hansgrohe vergisst seine Wurzeln nicht. Und so wird das U19-Radsportteam, das vor 17 Jahren als bayerische Elite-Nachwuchsmannschaft als Team Auto Eder Bayern zu existieren begonnen hatte und nun unter Grenke-Auto Eder firmiert, noch weiter in den Fokus rücken. Und die Nachwuchsgarde soll sogar noch ausgebaut werden. Ein Gespräch mit Ralph Denk über Talentförderung im Radsport und Wege für die Zukunft.

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Das ist Denks Zukunftsvision

War die Nachwuchsförderung schon immer ein besonderes Steckenpferd von Ihnen?

Ralph Denk: Das hat 2007 mit dem Nachwuchsteam in der Disziplin Straßenrennsport begonnen. Aus diesem Nachwuchsteam Auto Eder Bayern ist eigentlich alles entstanden. Das ist der Ursprung – und den haben wir nie abgeschafft. Wir müssten das nicht machen. Im Fußball brauchst du ein Nachwuchsleistungszentrum, wenn du im Profibereich spielen willst. Bei uns ist das nicht verpflichtend, wir könnten also rein mit dem Profibereich operieren. Wir haben aber immer gesagt, dass wir etwas für den Nachwuchs tun wollen. In den ersten Jahren war das immer Herzensangelegenheit. Aber wir haben ja nur in Bayern gefischt. Deshalb haben wir umgebaut und das auch auf eine internationale Ebene gebracht. Und dann sind auch erstmals mehr Fahrer für das Team BORA-hansgrohe herausgekommen.

Was hat man in der Zukunft vor?

Denk: Als wir den Einstieg von Red Bull diskutiert haben, da haben die natürlich auch genau hingeschaut, was wir mit dem Nachwuchs machen. Das wird sich noch viel mehr intensivieren, dass von unten mehr Fahrer kreiert werden. Wenn man aktuell die 20 Formel-1-Fahrer anschaut, dann kommen alleine zwölf aus der Red-Bull-Akademie. Und das ist genau der Ansatz im Straßenradsport: Wir wollen jetzt nicht den Pogacar oder den Vingegaard aus dem Vertrag kaufen, dass wir die Besten sind. Nein, wir wollen den Athleten über unsere U19 und die U23, die noch gegründet wird, eine ganzheitliche Ausbildung anbieten.

Wie wollen Sie das angehen?

Denk: Im Radsport haben wir aktuell noch ein dezentrales System. Sowohl im Nachwuchsbereich als auch bei den Profis wohnen die Fahrer in Europa verstreut. Das ist traditionell im Radsport so, das macht jedes Team. Aber ist das noch die Zukunft? Wir haben uns die Fußball- und Eishockey-Akademie in Salzburg angeschaut, das hat mich beeindruckt. Und so etwas ist im Radsport noch überhaupt nicht vorhanden. Und jetzt wird diskutiert, dass wir diese Herangehensweise vorantreiben. Das zeigt, wie wichtig uns der Nachwuchs ist. Und das war sicherlich auch ein kleiner Teil, warum Red Bull bei uns investiert. Das hätten sie bei 17 anderen Top-Teams auch machen können.

Die bisherige Arbeit hat ja auch schon Erfolge mitgebracht. Mit Hajek, Lührs, Herzog, Brenner, Engelhardt, Zimmermann, Uijtdebroeks gibt es mehrere Fahrer im Profibereich?

Denk: Es sind mehr als eine Handvoll frühere U19-Fahrer von uns als Profis unterwegs. Das wollen wir ausbauen, uns breiter und professioneller aufstellen. Um ein Gefühl zu bekommen: Wir haben in den letzten Jahren in der U19 schon einige Hunderttausend Euro investiert. Die sind ja europaweit unterwegs.

„Dann wären wir schon mega-reich“

Wie lautet die Bilanz nach 17 Jahren Nachwuchsteam?

Denk: Oft ist es ja so, dass man für diese Arbeit nicht viel Respekt kriegt. Wir sind im Straßen- und im Bahnradsport Weltmeister und Europameister geworden und waren auf dem ersten Rang in der Weltrangliste der U19. Das ist schon sehr gut, zumal wir ja etliche Fahrer in den Profisport gebracht haben. Wären wir jetzt im Fußball, dann würde man darüber sprechen, was wir für eine positive Transferbilanz hätten. Da muss der Radsport aber noch üben, denn bei uns gibt es kein Transfersystem und keine Ausbildungsentschädigung.

Kommt das noch?

Denk: Der Weltverband denkt über solche Mechanismen nach, aber es ist noch nicht so weit. Wenn wir das schon hätten, dann wären wir aufgrund unserer super, super Arbeit schon mega-reich. Wir haben aber auch für andere Mannschaften ausgebildet, so ehrlich muss man sein. Es ist auch für uns nicht immer einfach, alle Fahrer zu halten.

Was braucht ein junger Fahrer, um für Ihr Nachwuchsteam interessant zu werden?

Denk: Er braucht einen großen Motor. Da sprechen wir über organische Voraussetzungen: Ausdauer, großes Lungenvolumen, wir schauen uns mittlerweile auch das Blutvolumen an. Wir haben in unserem Sport wenig Technik – anders als im Fußball oder im Eishockey, wo man früh anfangen muss. Man braucht eine gute Grundausdauer, wobei für uns wichtig ist, dass wir da noch Potenzial sehen. Wenn du einen 16-Jährigen hast, der sich schon wie ein Leistungssportler ernährt und pro Jahr in acht Trainingslager fährt – dann hat der schon alles ausgereizt. Uns ist es lieber, wenn er eine gute Grundausdauer hat, eine schlechte Ernährung und allgemein Verbesserungsmöglichkeiten. Bei uns ist die Währung Watt pro Kilogramm. Und wenn man da noch Potenzial sieht, dann ist das besser, als wenn einer total asketisch lebt – den kann man nicht mehr entwickeln.

Auf was legen Sie beim Scouting besonderen Wert?

Denk: Einerseits dass einer die dementsprechende Leistung bringt, allerdings mit wenig Aufwand. Im besten Fall hat er als Kind oder Jugendlicher schon eine andere Sportart betrieben, weil die Koordination wichtig ist. Der Emil Herzog war zum Beispiel einer der besten Skilangläufer in Deutschland. Das ist uns oft lieber, als wenn der Fokus nur aufs Radlfahren liegt. Wenn einer Talent hat, und er kommt erst mit 15, 16 zum Radsport, dann kann er immer noch die Tour de France gewinnen. Wenn der erst mit 15 auf dem Eis steht, dann wird das wahrscheinlich nie mehr ein NHL-Spieler.

„Du brauchst Wille, Motivation und ein Ziel vor Augen“

Sie haben ja in Ihrem Profiteam ehemalige Skispringer und Skibergsteiger!

Denk: Wir kennen uns ein bisschen aus mit Wintersport. Das ist ja auch ein Grund, warum wir einem 34-jährigen Primoz Roglic noch einen Vertrag geben: Weil wir sehen, dass er erst zehn Jahre im Radsport und möglicherweise noch nicht so ausgebrannt oder ausentwickelt ist als einer, der schon 15 oder 20 Jahre auf dem Rad sitzt.

Weg von den körperlichen Voraussetzungen: Was braucht es denn noch?

Denk: Unser Sport findet draußen statt, wir fahren also bei Wind und Wetter. Du brauchst Wille, Motivation und ein Ziel vor Augen. Es sind heutzutage nicht mehr Jugendliche, die davon träumen, aber ich kann es jedem nur empfehlen. Wir haben viele, die es nicht schaffen, das muss man auch ehrlich sagen. Aber eines können wir uns auch bei denen auf die Fahne schreiben: dass sie bei uns gelernt haben. Die haben gelernt, sich durchzubeißen, die haben Manieren mitbekommen, Pünktlichkeit, das Kämpfen und Verantwortung gelernt. Das sind Erfahrungen, die dir dann auch im Leben weiterhelfen.

Das aktuelle deutsche Aushängeschild in Ihrem Team ist Paul Fietzke. Was kann er? Und was kann er erreichen?

Denk: Er war ja Vize-Weltmeister in der U19, und das als jüngerer Jahrgang – das war natürlich mega-cool. Es gilt jetzt, das weiter zu entwickeln und ihn auch am Boden zu halten. Erdung ist wichtig. Er hat auch schon ein paar Mal im übertragenen Sinn eine Watschn in Rennen bekommen. Primär ist er ein harter Arbeiter und ein Talent – ob es ein Super-Talent wird, das irgendwann mal die ganz großen Rennen gewinnt, dafür ist es noch ein Stück weit zu früh. Aber er ist einer der Besten, die wir in Deutschland haben.

Ralph Denk im Exklusiv-Interview: Das sind die Nachwuchs-Pläne von Bora und Red Bull (3)

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Ralph Denk im Exklusiv-Interview: Das sind die Nachwuchs-Pläne von Bora und Red Bull (2024)

FAQs

Will Bora Hansgrohe launch under new team name Red Bull Bora Hansgrohe at Tour de France? ›

The addition of Red Bull was confirmed for the Bora-Hansgrohe squad earlier this season, with the announcement that a new U-23 team would form part of the sponsorship deal in 2025. A junior team, Grenke Auto Eder, already forms part of the squad's broader infrastructure.

Who makes Red Bull? ›

Who owns Bora Hansgrohe? ›

In January 2024 Austrian Federal Competition Authority (FCA) announced Red Bull GmbH's planned acquisition of a controlling interests of 51% in RD pro cycling GmbH & Co KG and RD Beteiligungs GmbH, the owner of BORA-Hansgrohe.

Who is the owner of Hansgrohe? ›

Hansgrohe has two major shareholders: The family of Klaus Grohe, the founders' youngest son, holds 32%, Masco Corporation 68%.

Who is the billionaire son of Red Bull? ›

Mark Dietrich Mateschitz (German: [ˈmatεˌʃɪt͡s]; born 7 May 1992) is an Austrian billionaire heir who owns 49% of Red Bull GmbH, the energy drink company that was co-founded by his father, Dietrich Mateschitz.

Is Red Bull owned by co*ke or Pepsi? ›

Red Bull is a brand of energy drinks created and owned by the Austrian company Red Bull GmbH.

Is Red Bull Austrian or Thai? ›

Red Bull GmbH (German pronunciation: [ʁɛt ˈbʊl]) is an Austrian multinational private conglomerate company known for its range of energy drinks of the same name. It is also known for its wide range of sporting events and teams. The headquarters of Red Bull GmbH are located in Fuschl am See, Salzburg.

Does Hansgrohe own Axor? ›

AXOR is a brand of the Hansgrohe Group.

Why buy Hansgrohe? ›

Whether you're washing your hands or soaking in the shower, the quality of a hansgrohe product is more than apparent. They're constantly working to set themselves apart from the competition in every aspect of design, manufacturing, and service, providing you, the customer, with a product that is guaranteed to last.

What company is Bora? ›

Bora Lüftungstechnik GmbH (stylised as BORA) is a German manufacturer of built-in kitchen appliances (cooktop extractor systems and steam ovens). The company's headquarters are located in Raubling, Bavaria. A branch is located in Niederndorf, Austria. The centralising company is Werkhaus GmbH & Co.

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