Mit Olaf Scholz und Fanta 4: Wie Deutschland den Grundgesetzgeburtstag feiert (2024)

Berlin. Den 75. Geburtstag feiert man nicht alle Tage, also darf die Party etwas größer ausfallen: viele Gäste, noch mehr Gespräche, ein bisschen staats­tragend und viel Musik und Tanz. Sogar die fernen Verwandten aus dem Ausland reisen an.

Genau so feiert die Bundes­republik von diesem Donnerstag vier Tage lang den 75. Jahrestag der Verkündung des deutschen Grundgesetzes am 23. Mai 1949: Der Bundes­präsident hat einen Staatsakt angeordnet, aus Frankreich kommt Präsident Emmanuel Macron zu Besuch, und alle Bürger und Bürgerinnen sind zu „Demokratiefesten“ in Berlin und Bonn eingeladen. Damit soll neben der Verfassungs­verkündung auch des 35. Jubiläums der Friedlichen Revolution in Ostdeutschland gedacht werden.

In der Hauptstadt werden dafür rund um Kanzleramt und Bundestag unter anderem Bürger­dialoge mit dem Kanzler und seinem Kabinett sowie etlichen Minister­präsidenten angeboten – aber auch Livemusik auf vier Bühnen, mit Gästen von Fanta 4 bis Lena Meyer-Landrut.

Staatsakt am Donnerstag

Der Party­marathon beginnt mit dem feierlichen Teil an diesem Donnerstag­mittag: Beim Staatsakt zum Jahrestag des Grundgesetzes hält Bundes­präsident Frank-Walter Steinmeier, eingerahmt von klassischer Musik und vor Gästen, mittags die zentrale Rede. Zuvor nimmt er an einem ökumenischen Gottesdienst mit interreligiöser Beteiligung in der St.-Marien­kirche teil.

Zur musikalischen Begleitung des Staatsaktes, an dem auch die Spitzen der Verfassungs­organe inklusive Bundeskanzler teilnehmen, zählen die Berliner Philharmoniker unter Leitung von Yannick Nézet-Séguin sowie Max Raabe und andere Künstler. In Filmen sind Stimmen aus dem Volk sowie Zitate aus dem Grundgesetz zu hören, verlesen von Personen des öffentlichen Lebens. Das ZDF überträgt den Staatsakt live.

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Demokratiefest mit Bürgerdialog

Von Freitag bis Sonntag können die Bürger dann ins Zentrum des Berliner Regierungs­viertels strömen: Auf einer abgesperrten Fläche zwischen dem Kanzleramt, den Bundestags­gebäuden rund um den Reichstag sowie der Event-Location Tipi am Kanzleramt werden Dialog­veranstaltungen, Infostände, Spiele, Konzerte, Schauspiel, Tanz und Sport geboten.

Die Besucher können dort unter anderem mit den Spitzen der Verfassungs­organe sprechen, etwa

• am Freitag und am Sonntag mit Bundes­kanzler Olaf Scholz
• am Freitag mit der amtierenden Bundesrats­präsidentin, Mecklenburg-Vorpommerns Minister­präsidentin Manuela Schwesig,
• am Samstag mit dem Präsidenten des Bundes­verfassungs­gerichts, Stephan Harbarth, und Wirtschafts­minister Robert Habeck sowie der Präsidentin des Bundestages, Bärbel Bas,
• und am Sonntag mit Außenministerin Annalena Baerbock

Zu den Dialog­veranstaltungen müssen sich Besucherinnen und Besucher vorher oder spontan vor Ort anmelden. (Anmeldemöglichkeiten und das Programm finden Sie hier.)

Ohne Anmeldung kann man die Livekonzerte auf verschiedenen Bühnen im Festbereich verfolgen: Am Freitag­abend tritt der Singer-Songwriter Joris auf, am Samstag Popstar Alvaro Soler und am Sonntagabend sind es die Fantastischen Vier, der Frontmann der Prinzen, Sebastian Krumbiegel, und die Sängerinnen Lena Meyer-Landrut und Vanessa Mai.

Bei der Auswahl der Künstler habe man „die große künstlerische Bandbreite in unserem Land“ abbilden wollen, hieß es aus dem Bundes­presseamt. Apropos: Dessen Chef, Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit, lädt für Samstag, 11 Uhr, zu einer seiner beliebten Kinder­presse­konferenzen.

„Umfassendes Sicherheitskonzept“

Dass all das nicht ohne umfassendes Sicherheits­konzept funktioniert, liegt auf der Hand. Wie das Bundes­presseamt auf RND-Anfrage erklärte, arbeiten im Vorfeld und an den vier Tagen viele Sicherheits­behörden – unter anderem das BKA, die Bundes­polizei und die Berliner Landes­polizei – eng abgestimmt zusammen.

Muss das Grundgesetz gegendert werden, Herr Voßkuhle und Herr Papier?

Die ehemaligen Präsidenten des Bundes­verfassungs­gerichts reden im RND-Interview über die Stärken der Verfassung, den Einfluss von Politik und Justiz darauf – und ob der Text überhaupt noch zeitgemäß ist.

Um die Sicherheit auf der Veranstaltungs­fläche zu gewährleisten, werden an den Zugängen Kontrollen durchgeführt, für gesonderte Bereiche wie das Dialogforum oder den Bundestag sind spezielle Zutritts­voraussetzungen in Form von besonderen Sicherheits­kontrollen wie am Flughafen eingeplant. Auf größere Taschen und Gepäck­stücke sowie auf Flaschen, Becher, Krüge, Dosen oder sonstige zerbrechliche oder sperrige Gegenstände wie Leitern, Hocker, Klappstühle oder auch Fahrräder sollte man verzichten.

Fest der Demokratie in Bonn

An den Zugangs­punkten zu dem Gelände gibt es Taschen­kontrollen. Größere Gegenstände, Koffer und Glasflaschen sollten nicht mitgebracht werden. Bei den Veranstaltungen mit Personen unter Polizei­schutz werde es Zugangs­kontrollen wie am Flughafen geben. Tickets braucht es für das Demokratie­fest nicht.

In Bonn, wo das Grundgesetz am 23. Mai 1949 verkündet wurde, findet am Samstag parallel dazu ein Fest der Demokratie im ehemaligen Bundesviertel statt. Unter anderem lädt Bundespräsident Steinmeier zum Tag der offenen Tür in seinen Bonner Amtssitz, der Villa Hammerschmidt, ein und begrüßt um 13 Uhr die Gäste auf der Hauptbühne.

Erster Staatsbesuch seit 24 Jahren

Der „besondere Special Guest“, wie ihn Vize­regierungs­sprecherin Christiane Hoffmann am Dienstag in Berlin ankündigte, wird ebenfalls für Sonntag in der Hauptstadt erwartet: Zum Auftakt des Staatsbesuchs von Frankreichs Staatschef Macron – übrigens der erste dieser im diplomatischen Protokoll höchsten Besuchsform eines französischen Präsidenten seit 24 Jahren – empfängt ihn Steinmeier am Sonntag mit militärischen Ehren am Schloss Bellevue.

Danach besuchen beide gemeinsam das Demokratiefest in Berlin. Sein Besuch führt Macron außerdem nach Dresden und Münster und endet am Dienstag.